Die Erde hat Fieber, der Wald hat Atemnot

Pressemitteilung: GRÜNE Fraktion im Fachgespräch UNSER STADTWALD SPEYER-WEST

 

Am 12.03.19 fand das GRÜNE Fachgespräch im Gasthof Waldeslust in Speyer statt. Es waren insgesamt etwa 40 Gäste gekommen, darunter Bürger*innen, Vertreter*innen anderer Parteien und angereiste Expert*innen, wie ein Förster aus der weiteren Region und ein Vertreter des Bundes für Umwelt und Naturschutz / BUND e.V.

Moderiert wurde die Veranstaltung von Irmgard Münch-Weinmann (Fraktionsvorsitzende B90/DIE GRÜNEN Speyer), die zum Einstieg auf das große Interesse von Seiten der Bürger*innen aufmerksam machte und appellierte, sich über Parteigrenzen hinaus für den Erhalt des Stadtwaldes einzusetzen.

Fachlichen Input gab es von Dr. Thomas Griese (Staatssekretär des Umweltministeriums RLP), Petra Zachmann (Waldpädagogin / Vertreterin der Rucksackschule), Frederic Faulhaber (Erzieher und Waldpädagoge) und Volker Ziesling (Dipl.-Forstwirt / Waldexperte und GRÜNES Mitglied im KV Speyer). Im Anschluss an den jeweils 10-minütigen Kurzvortrag aller vier Expert*innen wurden Fragen der Gäste aufgenommen und in der Runde diskutiert.

Dr. Thomas Griese verdeutlichte mit dem Satz „Die Erde hat Fieber, der Wald hat Atemnot“ die existentielle Bedrohung unserer Wälder durch den Klimawandel. Als offensichtlichste Belege nannte er den Anstieg der durchschnittlichen Temperaturen, die Waldbrände in ganz Europa und die explosionsartige Ausbreitung des Borkenkäfers aufgrund der veränderten Klimaverhältnisse. Nur ein gesunder Wald könne die wichtige Aufgabe, CO2 zu binden, erfüllen. Rheinland-Pfalz setze daher im Rahmen des Klimaschutzes auf den Ausbau erneuerbarer Energien und habe hier viel erreicht. Ein „Trauerspiel“ sei hingegen die Klimapolitik auf Bundesebene. Deutschland zähle weltweit zu den größten „Dreckschleudern“. Unklar sei noch, welche Baumarten dem Klimawandel am besten gewachsen seien. Daher wäre auf Vielfalt im Wald zu setzen. Grundsätzlich gehörten zu einer naturnahen Bewirtschaftung des Waldes auch Baumfällungen.

Petra Zachmann beschrieb die bildungspolitisch essenzielle Bedeutung der Waldpädagogik, um Menschen für ein nachhaltiges Leben im Kampf gegen den Klimawandel zu gewinnen und naturnahe Erfahrungen zu ermöglichen. Gleichzeitig verdeutlichte sie die Schwierigkeiten der Rucksackschule, seit die Gelder vom Forstamt gestrichen worden seien. Anfragen von Schulklassen könnten zum Teil gar nicht wahrgenommen werden, da zahlreiche Waldpädagogen wegen der gestrichenen Finanzierung abgewandert seien.

Frederic Faulhaber lieferte einen eindrucksvollen Überblick über die alltägliche pädagogische Arbeit mit Kindern im Wald, verdeutlichte dabei die Ziele der Waldpädagogik, wie etwa das Mit-Erleben der Jahreszeiten und den Umgang mit konkreten Problemen durch Partizipation. Kinder lernten auf diese Weise als nachfolgende Generation Respekt vor der Natur und Verantwortung für den Wald. Pädagogisch angeleitete und von Kindern durchgeführte Müllsammelaktionen im Wald könnten eine solche verantwortliche Haltung vermitteln.

Die Tochter von Volker Ziesling zeigte während des Vortrages ihres Vaters Kunstwerke, die aus Fundstücken aus dem Wald, etwa riesige Mengen von Patronenhülsen, entstanden waren. Volker Ziesling verdeutlichte damit die geringe Wertschätzung, die Menschen dem „Juwel Wald“ entgegenbrächten. Er beklagte, dass wir das sensible Ökosystem geradezu mit Füßen treten würden. Der Mensch bringe Arten (Beispiel Ameisenlöwe) zum Aussterben, die er zuvor noch nicht einmal kenne. Er betonte, dass der Klimawandel eine menschengemachte Katastrophe sei, die wir ganz im Sinne der Umweltaktivistin Greta Thunberg auch als Krise behandeln müssten. Die Zeit renne uns davon. Er fordert eine WALDWENDE – JETZT für den Stadtwald Speyer-West. Bestimmte forstwirtschaftliche Interessen ständen dem allerdings diamteral entgegen. Man müsse weg vom reinen Wirtschaftswald hin zum Bürger*innenwald kommen.

Uneinigkeit bestand in der anschließenden Diskussion über Ausmaß und Art von Fällungen sowie über die Wirkung gebietsfremder invasiver Baumarten. Es wurde betont, dass es sich beim Stadtwald Speyer-West um einen Kommunalwald handle und Entscheidungskompetenzen daher nicht beim Land, sondern allein beim Stadtrat Speyer lägen.

Für weitere Informationen und zum unmittelbaren Erlebnis bieten DIE GRÜNEN Speyer geführte Waldspaziergänge an. Bei Interesse melden Sie sich bitte bei: Irmgard Münch-Weinmann (GRÜNE Fraktionsvorsitzende), Tel. 06232-41031 oder info@gruene-speyer.de

 

Julia Jawhari

BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Speyer